Gemeinde erwirbt „Blumen Liebe“-Grundstück


Der die Gemeinde prägende Pflanzenfachmarkt „Blumen Liebe“ hat im ersten Quartal 2022 seine Pforten geschlossen und den Verkauf eingestellt. Für viele Menschen im Ort bedingte diese Nachricht einen Verlust von gewohnten Ritualen und Einkauftraditionen. Tomatenpflanzen werden jedes Jahr bei Blumen Liebe gekauft, weil die Ernte eine geschmacklich ganz besondere ist. Diese oder ähnliche Bekundungen zu dieser Neuenhagener Institution konnten bei Gesprächen unter Alteingesessenen der Gartenstadt immer wieder wahrgenommen werden. Doch dies ist Geschichte, wie auch die jahrzehntelange Lieferung der Blumendekoration für die Kammerkonzerte Neuenhagen. Zuletzt hatten Corona und höhere Energiekosten durch die gestiegene CO2-Steuer dem Traditionsbetrieb zu schaffen gemacht. Jedoch waren dies keine Gründe für die Betriebsaufgabe. Vielmehr war einfach das Rentenalter erreicht. Die ehemaligen Inhaber Petra und Bernd Völker haben der Gärtnerei mehr als 50 Jahre ein Gesicht gegeben und seit 1992 in eigener Verantwortung betrieben.

Viele Neuenhagener fragten sich nach dem Ende des Unternehmens, wie es mit dem Grundstück weitergehen würde. Den beiden alteingesessenen Neuenhagenern war es wichtig, dass das zentral gelegene Grundstück mit einer Größe von mehr als 9.000 Quadratmeter Fläche einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt wird. Hierzu suchte Bernd Völker frühzeitig das Gespräch mit der Gemeindeverwaltung. Im Jahr 2020 gab es zwischen Bürgermeister Ansgar Scharnke und den Eigentümern erste Gespräche, wie die Zukunft des Grundstückes aussehen könnte. Im Laufe der Gespräche ist dann die Variante einer Übertragung an die Gemeinde besprochen worden.

Richtungsweisender Notartermin für die Gemeinde und das Ehepaar Völker: Bernd und Petra Völker, Ansgar Scharnke, Christiane Fälker (stellvertretende Bürgermeisterin) und Stephan Szalai


Die Gemeindeverwaltung und das Ehepaar Völker näherten sich in weiteren vertraulichen Verhandlungen an. Später wurden die Gemeindevertreter im nichtöffentlichen Teil in die Abstimmung eingebunden und der Ankauf durch die Gemeinde zuletzt einstimmig in der Februar-Sitzung der Gemeindevertretung besiegelt. Am 28. Februar trafen sich Käufer und Verkäufer beim Neuenhagener Notar Dr. Stephan Szalai, um den Vertrag zu unterzeichnen und damit die Übertragung zu besiegeln. „Es gab viele Möglichkeiten für uns, das Grundstück weiterzugeben. Wir haben aber die Chancen für die Gemeinde Neuenhagen gesehen, die diese Fläche bietet. Ein wesentlicher Punkt war auch, dass die Gemeindevertreter sich hinter diesen Ankauf gestellt haben“, erklärt Bernd Völker die Beweggründe für die Weitergabe des Grundstückes an die Gemeinde. Diese Einigung freut auch Bürgermeister Ansgar Scharnke: „Für die Entwicklung des Neuenhagener Zentrums ist dieses Grundstück von unschätzbarem Wert, um den Innenbereich der Gartenstadt sinnvoll zu gestalten.“

Um die große Fläche im Zentrum für die Neuenhagener attraktiv zu gestalten, hat die Gemeinde den Masterstudiengang Architektur der TU-Berlin eingebunden. Dort soll ein Ideenwettbewerb für die weitere Nutzung des Grundstücks aufgelegt werden. Möglicherweise wird Bernd Völker in der Jury des Ideenwettbewerbs mitwirken. Seiner Frau Petra werden die Kunden und die vielen angenehmen Gespräche mit ihnen fehlen: „Mit der Unterschrift geht ein wichtiges Kapitel unseres Lebens zu Ende. Wir bedanken uns bei allen Kunden für das jahrzehntelange Vertrauen. Ohne unsere Mitarbeiter wäre dies alles nicht möglich gewesen. Auch Ihnen gilt unser Dank.“ Den Betrieb hat die junggebliebene Neuenhagenerin schon in Kindestagen lieben gelernt, da ihre Eltern die Gärtnerei im Jahr 1967 kauften. Diese und andere Eckdaten, hat der Familienbetrieb - vom Jahr 1891 beginnend - in einer Chronik der Gärtnerei festgehalten, die hier nachgelesen werden kann.

Fotos: Christiane Fälker und Ansgar Scharnke