Bollensdorfer Straßen im Wandel


Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bildete die jetzige Dorfstraße das Zentrum des Dorfes Bollensdorf mit Gut und den ca. sechs Wohnanlagen. Sie war die nördliche Angerstraße, die südliche wurde um 1860 in den Schloßpark durch den Rittergutsbesitzer Kelch einbezogen. Von hier verliefen die Straßen nach Berlin (Berliner Straße), nach Neuenhagen als Bollensdorfer Chaussee, nach Altlandsberg als Elisenhofer -Straße und -Weg, nach Fredersdorf als Fredersdorfer Straße, nach Vogelsdorf als Vogelsdorfer Straße und nach Schöneiche als Schöneicher Kreischaussee. In amtlichen Unterlagen wurden z.B. die Straßen nach Berlin und Vogelsdorf als Kommunikationsweg bezeichnet. 

Katasterauszug von 1927 / Fotoquelle: Archiv Geschichtskreis Bollensdorf der Evangelischen Verheißungsgemeinde Neuenhagen-Dahlwitz


Im Jahre 1928 begann die eigentliche Parzellierung der gesamten Fläche von Bollensdorf nach einem vorliegenden Plan (Aufteilungsplan Gartenstadt-Siedlung Bollensdorf). Die für die neuen Straßen vorgesehenen Flächen wurden Eigentum der Gemeinde und vorläufig nur mit Nummern gekennzeichnet. Auf Beschluss der Gemeinde Neuenhagen vom 10. Juni 1929 wurde die Berliner Straße (Kommunikationsweg Dahlwitz-Bollensdorf) von der Bollensdorfer Grenze (Grenzgraben, jetzt Westring) bis zur Gastwirtschaft Engel im Rahmen des Bebauungsplanes eingezogen. 

Eine Änderung der vorgesehenen Straßenführungen erfolgte nach 1933 durch den Bau der Autobahn. Die Linienführung musste im östlichen Teil Bollensdorfs angepasst werden und die Parzellierung östlich der Autobahn wurde zurückgestellt. Die Straße nach Elisenhof wurde in ihrem geraden Verlauf unterbrochen und über die Autobahn sowie in einer Schleife unter dem Bahnkörper geführt. Der Schrankenposten an der Ostbahn entfiel damit. 

Im Rahmen des fortschreitenden Parzellenverkaufs bekamen die entsprechenden neuen Straßen anstelle der Zahlen Namen. So wurden etwa westlich der Vogelsdorfer Straße Vogelnamen, nördlich der Fredersdorfer Straße Namen der Personen, die der Propaganda des Dritten Reiches dienten und südlich der Fredersdorfer Straße Namen deutscher Städte, die östlich der Oder lagen, vergeben. 

Gleich nach Kriegsende erfolgte die Umbenennung der Straßen mit Namen von ungewollten Personen. Der Bereich nördlich der Fredersdorfer erhielt dadurch Namen von Ortschaften aus der Harzgegend. Im Gemeindevertreterbeschluss vom 17. März 1951 hieß es: „In der Gemeindevertretersitzung am 14. März 1951 sind die im Bezirk 6 gelegenen, bisher mit verdeutschten polnischen Städte-Namen bezeichneten Straßen nach Mecklenburger Städten und Inseln benannt“. Damit sind die Straßen südlich der Fredersdorfer Straße gemeint. Im Geschichtskabinett des Geschichtskreises Bollensdorf sind diese Unterlagen einsehbar.

Plan von 1928 / Fotoquelle: Archiv Geschichtskreis Bollensdorf der Evangelischen Verheißungsgemeinde Neuenhagen-Dahlwitz

 

Autor: Klaus Wegner ist aktives Mitglied im Geschichtskreis Bollensdorf der Evangelischen Verheißungsgemeinde Neuenhagen-Dahlwitz