Bollensdorfer Anger im Wandel der Zeit


Um 1250 begann die Errichtung des Dorfes, das den Namen Boldewinstorp nach dem Locator Boldewin erhalten hat, mit dem Anger. Auf diesem mit Wiese und Teich baute man eine Feldsteinkirche mit Wänden in einer Stärke von 1,27 bis 1,45 Meter. Das Landbuch von Kaiser Karl IV. listet Bollensdorf mit 40 Hufen auf. Mehrere Landbesitzer mussten dem Markgrafen Vasallendienste leisten. Im Jahr 1432 brandschatzten und zerstörten die Hussiten das Dorf völlig. Auch die Pest minimierte die Bevölkerung. 1454 wurde das wüste Dorf von den Familien von Görtzke wieder besiedelt. Es entstand das Rittergut und Kossätengrundstücke, eine Dorfschenke und eine Schäferei am Anger. Ab 1540 erwähnen Unterlagen das Gut zusammen mit dem Ortsnamen Boldewynstorf. Aus diesem Namen leitete sich später Bollensdorf ab. 1610 und 1644 bestätigten die Lehnbriefe des Kurfürsten den Familien von Görtzke den Besitz der Rittergüter Bollensdorf, Fredersdorf und der Hälfte von Vogelsdorf. Der Anger wurde durch eine nördliche – die jetzige Dorfstraße – und eine südliche Straße flankiert. Von ihnen gingen sechs Landstraßen nach Berlin, Neuenhagen, Altlandsberg, Fredersdorf, Vogelsdorf und Schöneiche ab. An der nördlichen Seite lagen die Schäferei, die Kossätenhäuser und die Dorfschenke. Die südliche Seite nahmen die Anlagen des Rittergutes ein. In Folge des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf wieder verwüstet. Ab 1650 erfolgte der erneute Aufbau. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel übernahm 1854 die Familie Kelch das Gut. Sie wandelte nach Verhandlungen mit der Kirche den Anger in eine Art Schloßparkanlage um, dabei wurde die südliche Angerstraße in die Begrünung einbezogen. Einige Eichen auf dem jetzigen Kirchengelände deuten noch auf ihren damaligen Standort als Straßenbaum hin. Heute sind auf dem Bollensdorfer Anger nur noch das ehemalige Küsterhaus mit Dorfschule (die jetzige Arztpraxis), die Kirche und der Teich erhalten.

Autor: Klaus Wegner (Geschichtskreis Bollensdorf der Evangelischen Verheißungsgemeinde Neuenahgen-Dahlwitz)

Hinweis: In dieser Kolumne schreiben unterschiedliche Autoren über besondere Orte, spannende Geschichten oder einfach nur wissenswerte geschichtliche Begebenheiten, die Neuenhagen im Zeitverlauf zu dem gemacht haben, was es heute ist – die Heimat von fast 20.000 Menschen.

Foto: Auszug aus dem Schmettauischen Kartenblatt „Altlandsberg 1839“