Biberpopulation in der Gartenstadt


Aktuell leben vier Biberfamilien im Gemeindegebiet. Als eine Familie werden im Durchschnitt ein Elterntier und vier Junge gezählt. Drei Biberfamilien sind im Naturschutzgebiet Wiesengrund Elisenhof beheimatet und eine weitere im Naturschutzgebiet an der Zoche an der Ortsgrenze zu Hönow. An mehreren von den Bibern errichteten Dämmen im Naturschutzgebiet Wiesengrund wurden nun Beschädigungen festgestellt und Dämme zerstört. Die Gemeinde Neuenhagen bei Berlin wird dies als Eigentümer der Flächen zur Anzeige bringen. Es handelt sich bei der Zerstörung der Dämme um eine Straftat. Der Biber zählt zu den europarechtlich streng geschützten Tierarten. Laut Tierschutzgesetz können deshalb Geldstrafen von bis zu 25.000 Euro anfallen.

Um derartige Strafen zu vermeiden setzt die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Neuenhagener Ortsgruppe des NABU auf Aufklärung. Der Biber wird von Menschen oft für steigende Wasserstände verantwortlich gemacht. Ein älteres hydrologisches Gutachten hat ermittelt, dass nicht die Biberdämme das Hauptproblem sind, sondern Wasser aus höheren Lagen, wie etwa die Butterberge in Elisenhof. Dort gibt es laut Gutachten wasserundurchlässige Schichten, die das Wasser schlecht versickern lassen. Somit sucht sich das Wasser dort seinen Weg in Richtung Wiesengrund. Das Hauptproblem der Dammzerstörung: Biber bauen die Dämme immer wieder neu. Hierzu fällen die Säugetiere neue Bäume, was zu weiterer – oft nicht gewollter Zerstörung des Lebensraums der Menschen – führt. Biber benötigen einen Wasserstand von 50 bis 70 Zentimeter, um in Gefahrensituationen abtauchen zu können. Deshalb ist der Dammbau für die Tiere notwendig und der Glaube, Biber vertreiben zu können, illusorisch. Eine anerkannte Maßnahme gegen zu starke Stauungen von Wasser in sensiblen Gebieten, kann die sogenannte Verrohrung der Dämme sein.

Eingriff des Menschen: Dieser Biberdamm am Neuenhagener Mühlenfließ zwischen Grünstraße und Wiesenweg höhe Lange Straße ist nicht mehr in seinem natürlichen Zustand Fotos: Erik Koch


Grundsätzlich wird der Biber jedoch von Naturschützern als Landschaftsgestalter angesehen, der für die Menschen kostenlose Arbeiten übernimmt. Dies kommt dem Hochwasserschutz zu Gute. Wasser wird angestaut, was sonst teuer bezahlt werden müsste. Zudem dienen überschwemmte Flächen als Lebensraum neuer Ansiedlungen von anderen Tiere, wie etwa von Kranichen, wenn sich ein Ökosystem erweitert. In diesem Beispiel können Inseln für die Aufzucht der Jungenvögel entstehen.

Um weiter über die Lebensweise und den nötigen Schutz der Tiere aufzuklären, wird die Gemeinde Neuenhagen bei Berlin zusammen mit dem NABU-Neuenhagen eine Infoveranstaltung unter Anleitung eines „Biberberaters“ in diesem Jahr durchführen. Das Fachwissen für die Stelle des Biberberaters wird sich ein Mitglied des NABU bei einem Lehrgang in Potsdam aneignen. Wer bis zur Informationsveranstaltung nicht warten will, kann sich einen guten Überblick zum Umgang mit dem Biber in der Broschüre des Landes Brandenburg „Mit dem Biber leben“ verschaffen.

Autoren: Evelin Hauch (zuständig im Rathaus für Bäume und Naturschutzgebiete) und Frank Ott (zweiter Vorsitzender des NABU Neuenhagen)