Zwei Jahre nach Kriegsende, am Sonntag, den 29. Juni 1947, sollte das Freibad wieder seine Türen öffnen. Eine der ersten Baumaßnahmen nach Kriegsende, die aus den alten Unterlagen zu ersehen ist, war die Herstellung eines neuen Umkleideraumes und eine Toilettengebäudes. Die vorherigen Holzgebäude wurden von der Bevölkerung verheizt.
Eine Haushaltsüberwachung aus dem Jahr 1947 offenbart weitere Baudetails. Die höchsten Ausgaben entfielen damals an die Bauausführungen. Stolze 4.520,60 Mark wurden für die Arbeiten der Baufirma Krüger & Wolter aus der Bahnhofstrasse (heutige Ernst-Thälmann-Straße) bezahlt und bildeten die höchste Summe. Weitere Ausgaben bezogen sich auf das auspumpen des Beckens, abfahren von Schutt, Maler und Elektroarbeiten. Auch aufgeführt wurde die Herstellung von 5.000 Eintrittskarten, die damals von der Firma Hermann Rackow in der Rathausstrasse gedruckt wurden. Über die Zahl der Besucher am ersten Tag ist leider nichts vermerkt. Lediglich die Umsätze des ersten Zeitraums vom 29. Juni bis zum 8. Juli 1947 weisen mit 905,70 Mark die höchsten Einnahmen für die weitere Zeit bis September 1947 aus. Eintrittspreise in der damaligen Zeit: eine Tageskarte für Erwachsene kostete 0,30 Pfennig, Kinder zahlten 0,10 Pfennig. Ein Preis der annähernd auch zu DDR-Zeiten noch vorkam.
Mit der Sonnenwendfeier am 19. Juni 1948 nutzt man das Gelände auch wieder für größere Veranstaltungen. Finanziert aus Spenden, die von Gewerbetreibenden und Privatpersonen stammten, wirbt ein Werbeplakat mit einem vielseitigen Programm ein. Spiele, Volks- und Reigentänze, ein Sonnenwendfeuer, Musik und ein Klampfen-Chor bestimmen die Unterhaltung an diesem Tag. Den Höhepunkt bildet ein im Wasser geschwommener Fackelreigen.

Über das rege Interesse der Neuenhagener am Baden berichtet ein handschriftliches Dokument des damalige Schwimmmeisters Erich Weppner. So besuchten in der Saison 1949, vom 1. Juli bis 30. September, 8290 Erwachsene und 14.777 Kinder das Freibad. Zu denen kamen noch Kinder aus Ferien- und Pionierlagern, die das Freibad kostenlos besuchen durften. Auch machten in diesem Jahr 105 Badegäste das Freischwimmerzeugnis sowie 32 Kinder und 3 Erwachsene ihr Schwimmstufe. Im Jahr 1954 finden neben kleineren Reparaturen auch andere Mängel Erwähnung. So ist die Pumpe vom Tiefbrunnen defekt und muss getauscht werden. Da man gegebenenfalls das Wasser aus dem örtlichen Wassernetz nehmen muss, ist Eile geboten.
Traurig dagegen sind zwei Vorfälle in diesem Jahr. Im Juni 1954 ertrinkt der Jugendliche Rolf L. aus Thüringen. Man geht davon aus, dass der Junge beim Eintauchen einen Herzschlag erlitten haben muss. Keine zwei Monate später, am 5. August 1954, melden zwei Jugendliche, dass sich an der tiefsten Stelle des Schwimmerbeckens etwas Größeres befindet und wie ein Körper aussehe. Der damalige Bademeister Paul Krause wird informiert und bringt beim zweiten Tauchen im Becken die Leiche des 12-jährigen Günter W. aus Berlin-Wilmersdorf an die Oberfläche. Das vorhandene Protokoll verweist auf die Feststellung, dass der Schüler beim Eintauchen wahrscheinlich ebenfalls einen Herzschlag erlitten haben muss.
Im Jahr 1956 gibt es mit einem großen kreisoffenen Schwimmfest am 4. und 5. August wieder eine größere Veranstaltung. Am 4. August sind Wettkämpfe im Freibad zu erleben. Dabei gibt es neben Wettschwimmen in verschiedenen Stilen auch Kunstspringen. Größere Gewinner an diesem Tag aber sind Teilnehmer der Nationalen Volksarmee aus Strausberg. Nicht nur die 4 mal 100 Meter Staffel, sondern auch das Wasserballspiel können die Soldaten für sich entscheiden. Ein humoristisches Springen der Rettungsschwimmergruppe, Belustigungen für Kinder und Tanz im Freien, mit der bekannten HO-Kapelle Jäh, krönen den Tag. Ein erhaltener Zeitungsartikel verweist auf reges Interesse aus der Bevölkerung. Die Veranstaltungen am 5. August hingegen finden alle auf dem Sportplatz in der Jahnstraße statt. Dort gibt es Punktspiele der Sektionen von BSG Lichtenow und BSG Traktor Neuenhagen. Aber auch ein Match zwischen Spielern des Fleischkombinats und dem Rat der Gemeinde stehen auf dem Programm. Über das Spiel Fleischkombinat gegen Gemeinde verweist der Artikel auf die Absicht, dass dieses Spiel mit humoristischen Einlagen gedacht war, das aber bereits nach kurzer Zeit die „alten Sportskanonen“ wieder in ihrem Element waren und es beinahe ein ernstes Spiel wurde, welches am Ende unentschieden endete.

Im Jahr 1958 bekommt das Freibad ein neues Gebäude. An der linken Seite entsteht die bis zum Umbau 1996 befindliche Baracke. Neben Umkleideräumen und Garderobe beherbergt sie auch eine Wohnung für den Bademeister. Mieter wird der damalige Bademeister Günter Heinisch der zusammen mit Heinz Haase im Freibad seinen Dienst verrichtet.
Es ist aber auch ein Jahr in dem es wieder einen Todesfall zu beklagen gibt. Durch einen Grundwassereinbruch in der Winterpause sammelte sich stets eine kleine Menge Wasser in der Sprunggrube des Schwimmerbeckens und staute sich in der Höhe von einem Meter. Deshalb war das Freibad gesperrt. Jedoch fand gleichzeitig ein Einbruch in der Baracke statt. Hierzu hatten die Einbrecher das Tor aufgebrochen. Somit gelangten zwei Kinder im Alter von neun und sieben Jahre auf das Gelände. Der angestellte ältere Wächter schaffte es nicht die Kinder einzuholen. Während das Mädchen ausrutschte und in die mit Wasser gefüllte Sprunggrube rutschte, sprang ihr siebenjähriger Bruder hinterher. Hilfe war zwar schnell zur Stelle, konnte aber nur das Mädchen Wiederbeleben.
1959, so berichtet das Neuenhagener Echo, Ausgabe Mai 1960, erreichte die Besucherzahl einen neuen Rekord: 40.000 Badelustige besuchen das Bad. Es ist aber auch eine Erinnerung an die noch bestehenden Makel der Anlage. Primitive Toiletten stehen hier an erster Stelle. Eintrittspreise, so der Artikel, liegen bei 0,10 Pfennig für Kinder, 0,20 Pfennig für Schüler und 0,40 Pfennig für Erwachsene je Tageskarte. Für die Unterbringung der Fahrräder ist gegen Zahlung einer Gebühr von 0,20 Pfennig gesorgt.
Wird fortgesetzt …
