Glockenturmzwiebel

Ein Geburtstag ohne Geburtstag – 90 Jahre Freibad Neuenhagen/Teil 3: Die Jahre 1959 bis 1995


Fehlende Verschönerungsmaßnahmen auf dem Vorplatz, Ausbesserungen am Schwimm- und Planschbecken sowie eine Sperrung der Sprungbretter wegen erhöhtem Unfallrisiko. Das sind die Mängel von denen Unterlagen aus dem Jahr 1959 berichten. Auch rücken dort zum ersten Mal zunehmend Diebstähle an Fahrrädern in den Vordergrund. In einem Schreiben aus dieser Zeit wird von Lampen sowie Handbremsen berichtet, die von zwei neuen Fahrrädern gestohlen wurden.

Es gibt aber auch kurioses aus dieser Zeit zu berichten. So wendete sich die Abteilung für Volksbildung, der das Freibad unterstand, an den Leiter der Grenzpolizei in Hoppegarten. Im Brief weist er darauf hin, das dass Bad in letzter Zeit auch von Angehörigen der Grenzpolizei besucht wird. Dieses wird mit großer Freude betrachtet, jedoch sei es wiederholt vorgekommen, dass durch Angehörige der Grenzpolizei Badehosen und gar ein Mädchen ins Wasser geworfen wurden. Leider ist die Antwort der entsprechenden Dienststelle nicht erhalten geblieben.

1960, im 25. Jahr des Bestehens, machen sich wiederum Abnutzungserscheinungen im Freibad bemerkbar. Der bestehende Tiefbrunnen muss durch einen neuen ersetzt werden. Kostenpunkt hierfür, 14.500 Mark. Hinzugekommen ist die Schließung des alten Brunnens und Umbauarbeiten am Schwimmmeisterhäuschen. Ausführende Firma für den Tiefbrunnen war die Außenstelle Buckow der Firma Wasser und Wärme in Strausberg.

Ansonsten gibt es für dieses Jahr wenig Interessantes zu berichten. Die Auslastung ist in den alten Unterlagen hinterlegt: 1960 erfrischten sich 26.090 Besucher. Immerhin fallen 3.496 Schüler in diese Berechnung. Im Detail betrachtet sind das Schwimmschüler (Kinder, Jugendliche und Erwachsene), die im Freibad das Schwimmer gelernt haben. Dazu kommen noch 13 im Bad ausgebildete Rettungsschwimmer.

Freibad 1962/Neuenhagener Echo November 1962

Im Jahr 1962 fällt das alljährliche Schwimmfest in Neuenhagen aus. Grund für das Wegfallen der „volkstümlichen Wettkämpfe“ ist die geringe Wassertemperatur. Hier erwähnte man einen Nachholtermin am 18. August. Ein positives Feedback hingegen bekam die Tanzveranstaltung. Die hohen Besucherzahlen führte man auf die vom NAW (Nationales Aufbauwerk, eine 1951 in der DDR gegründete und von der Nationalen Front unterstützte Aktion zur freiwilligen, gemeinnützigen und unentgeltlichen Arbeit) erstellte provisorische Tanzfläche zurück. 300 Sitzplätze reichten laut Bericht nicht aus und auch der Bau von Toiletten und eine Erhöhung für die Kapelle wurden beschrieben. Immerhin wurden 20 Gartentische, 80 Garten- und 43 weitere Stühle, leihweise vom Seuchenkrankenhaus (ein damals kurzzeitig in Neuenhagen in der Spreti-Villa am Amselsteg untergebrachtes TBC-Krankenhaus) dem Freibad überlassen. 

Im Jahr 1963 findet ein Wettkampf der Deutschen Meisterschaften im Tauchsportmehrkampf statt. Hierbei wurde das Freibad am 5. August und am 11. August 1963 dem Organisationsbüro kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch die Wettkampfleitung für die 4x100 m wird vom Schwimmbad gestellt. Der Rat der Gemeinde übernimmt die entsprechende „Sichtagitation“, also das Anbringen von Fahnen und politischer Losungen, wobei die Fahnen der teilnehmenden Länder vom Organisationsbüro gestellt wurden. Positives Ergebnis der Veranstaltung, die Einnahmen gingen zu Gunsten des Rates der Gemeinde.

Freibad 1966/Archiv Kai Hildebrandt

1967 kommt schließlich der bereits mehrfach erwähnte und fehlende Neubau des Toilettengebäudes. Mit Beginn der 1970er Jahre gibt es die Idee, das Freibad zum Naherholungszentrum auszubauen.

Im Jahr 1971 berichtet das Neuenhagener Echo vom „Jugendobjekt Freibad“. Geplant waren Sandkasten, Schaukel, Klettergerüst, Schwebebalken und Wippe. Ein Schattenspendender Platz, Blumenrabatten, eine Spielfläche für Ballspiele ist ebenfalls vorgesehen. Über die Umsetzung ist leider nichts bekannt. Am 28. Mai 1971 eröffnet die „HO-Gaststätte Freibad“ ihre Türen. Eine Übersicht zu den Neuenhagener Gaststätten von 1981 beschreibt die Einrichtung wie folgt: „Kapazität: 70 Plätze innen und 40 Plätze außen. Ruhetage Montag und Dienstag. In der Saison Versorgung der Badegäste mit Getränken, Imbiss und Handelsware, Wohngebietsgaststätte in der Nichtsaison. Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 22 Uhr“.

1983 kann das Freibad auf 45.552 Besucher und 18 Veranstaltungen mit insgesamt 10.154 Teilnehmern zurückblicken. 1.984 besuchten nur 29.260 Besucher das Freibad von denen auch noch 2.900 auf acht Sport- und Kulturveranstaltungen entfallen. Immerhin aber erreicht man in diesem Jahr den 3. Platz im sozialistischen Wettbewerb der Schwimmbäder im Bezirk.

Im Jahr 1985 wurde die Zahl der Besucher bei Veranstaltungen im Freibad sogar noch überboten: 3.754 Besucher kamen auf 15 Veranstaltungen. Besonders gut besucht wurde der „Jubiläumssommer“ vom 26. bis 28. Juli 1985. Hier wird die stolze Zahl von 3.000 Besuchern angegeben. Zwei Jahre später – im Jahr 1987 – gibt es Einbußen bei den Einnahmen. Grund hierfür ist der fehlende Sommer. Längere Regenperioden ließen damals die Besucher zu Hause bleiben. Auch gibt es wieder größere Havarien am Becken sowie Probleme mit der Rohrleitung und der Elektrik des Tiefbrunnen, die in diesem Jahr beseitigt werden mussten. Aber auch Positives ist in der Übersicht aus diesem Jahr sichtbar. So konnte der Anbau am Schwimmeistergebäude im Rohbau fertiggestellt werden. Ansonsten gib es nichts weiter aus diesen Jahren zu berichten.

Im Jahr 1994 endet dann die Zeit des alten Freibades. Nach 14 Monaten Bauzeit wurde im Mai 1996 das neue Freibad an seinen Bauherrn, der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin, übergeben und am 1. Juni wurde es dann mit einem großen Kinderfest feierlich eröffnet. Und auch hier ist 2026 ein Jubiläum. 30 Jahre neues Freibad in Neuenhagen.


Letztendlich aber hat jeder einzelne von Ihnen seine eigenen Erinnerungen an das Freibad. Egal ob es nun positive oder negative Andenken sind. Schwimmstufe, Ferienspiele oder, einfach nur als beliebter Treffpunkt im Sommer. Dieser Artikel enthält nur Fragmente einer langen Geschichte und kann nicht alles aus der alten Zeit wissen und berichten. Immerhin aber gab es, alt und neu zusammengerechnet, 90 Jahre ein Freibad in Neuenhagen was viele Neuenhagener, oftmals Generationen, begleitet hat.