Glockenturmzwiebel  

Auf die Plätze…


Ein fürwahr banaler Titel für einen geschichtlichen Rundgang. Aber auch wenn man nichts Spannendes hinter dem Titel vermutet, so ist es erstaunlich wo überall in Neuenhagen, oberhalb der Bahnlinie, es einstmals Plätze oder Grünflächen gab. 

Friedrich-Ebert-Platz

Beginnen wir unsere Exkursion an der Rudolf-Breitscheid-Allee. Gleich neben dem Il Castello, heute bebaut, befand sich bis zum Beginn der 1970er Jahre der Friedrich-Ebert-Platz. Im Zuge der Bebauung der Gartenstadt als Bahnhofsplatz angelegt bekam er später den Namen des ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik. Umgeben von der Diana- und der Karl-Breitinger-Straße lud der Platz mit seinen Bänken zum Verweilen ein. Eine dort befindliche große Tanne erhielt zu Weihnachten eine Beleuchtung. 

Weiter oben, in Richtung Hönow, befand sich der Rolandplatz. Ursprünglich eingerahmt von der Oberlandstraße, dem Immenweg, Unter den Ulmen und der Platanenallee wird er in den 1920er Jahren durch einen Hausbau halbiert. Mit der Parzellierung Anfang 1940 wird der Platz dann komplett aufgegeben. Einen weiteren Platz, genau genommen einen Park, finden wir an der Hohen Allee. Hier hat seit vielen Jahren der Hellpfühle-Park sein Domizil. Sein größerer Bruder, der Platz der Republik, hat in der Ernst-Thälmann-Straße seinen Standort. Über beide wurde ja schon ausgiebig berichtet. Man muss an dieser Stelle darauf hinweisen, dass in der damaligen Zeit ein Platz auch oftmals eine einfache Grünfläche darstellte. 

Anordnung des Roland-Platzes

Einen weiteren Platz, vielmehr wahrscheinlich eine Rasenfläche finden wir in der einen Hälfte des „Reichelt“-Dreiecks in der Lindenstraße. Einst durchquerte die Friedenstraße diese Fläche und begrenzte damit die beiden Hälften. Zu DDR-Zeiten war diese Teilung noch vorhanden. Ebenfalls solche Flächen befanden sich im Karree Oberland-, Bergstraße, Höhenweg und Im Grund. Auf alten Karten wird als grüner Bereich auch ein Teil der heutigen Kleingartenanlagen „Grüne Lärche“ und „An der Trainierbahn“ betitelt. Nur einmal um die Ecke, umgeben von Birken, befand sich das Birkenwäldchen. Heute nicht mehr vorhanden hatte es seinen Standort zwischen dem Wirtschaftshof auf der Trainierbahn und dem Waldfriedhof. Sternförmig führten einst die Wege zum Festplatz auf dem manch turbulente Veranstaltung abgehalten wurde. Augenscheinlich wurde der Platz mit der intensiveren Nutzung der Trainierbahn dann aufgegeben. 

Fast gegenüber geht die Platzschau weiter: Dort, vor den 1956 errichteten Erich-Weinert-Bauten, befand sich einstmals eine Wiese auf dem früher der Rummel seinen Standort hatte. Als Kind selbst noch erlebt, stehen heute dort Häuser. Auf der Karussellplatz in der Carl-Schmäcke-Straße vor der Arche befand sich einstmals das Restaurant Fagerstern. Im Krieg beschädigt und nach dem Krieg abgetragen, gab es bis zum Bau des Ladens (Hausnummer 35) einen Platz, wo ein Karussell bei Feierlichkeiten seinen Standort hatte. Auch gab es an der Gabelung zur Straße Am Krankenhaus, früher Schloßstraße, einen zweiten Dorfteich. Durch Einbringung von Schmutzwasser wurde der Teich später zugeschüttet. 

Weitere Plätze waren der Friedensplatz an der Roseggerstraße, der „Marktplatz“ vis-a-vis vom Schumann-Park, heute an der Ecke Hauptstraße und Annenstraße. Auch zu nennen ist der Anger – die große Fläche am Dorfteich in der Carl-Schmäcke-Straße – und der Schloßplatz, an dem sich das Kriegerdenkmal zum Andenken an den Sieg in die Schlacht bei Sedan einst befand. Heute Parken an der Stelle Autos. Auch in der Jahnstraße soll es einen Platz gegeben haben. Leider sind hierzu keine Anhaltspunkte bekannt. 

Der heutige Platz der Republik trug anfangs den Namen Wolterplatz. Am 18. August 1913 wurde er nach Kaiser Wilhelm zum Wilhelmplatz umbenannt. In der Nazizeit war er als Platz der SA bekannt und seit 1948 trägt er seine heutige Bezeichnung.

Selbst an die Pflege der zahlreichen Grünflächen hatte man damals gedacht und bekam dafür sogar noch Geld. Man vermietete die Flächen ganz einfach für ein Jahr an Interessenten. Der Pächter durfte das dort gewonnene Gras als Grünfutter für seine Tiere verwenden und sorgte somit gleich für den optisch einwandfreien Zustand der Anlage. Nicht zu vergessen ist der Jahnsportplatz. Im Jahr 1924 eingeweiht, ist er, in gewisser Weise, auch ein Platz – halt nur mit einem sportlichen Hintergrund. Apropos sportlich: Auf dem Tennisplatz an der Dahlwitzer Straße befindet sich heute die Turnhalle des Einstein-Gymnasium. Wie man sieht gab es im Ort genug Möglichkeiten: sei es zum Feiern, um sich auszuruhen oder Sport zu treiben. Ironischer Weise gab es die Oasen der Ruhe in einer viel ruhigeren Zeit. Heute, im Trubel der Neuzeit, sind sie gering und in der Unterzahl. 

Gewidmet ist der Artikel dem vor kurzen verstorbenen langjährigen Ortschronisten Dr. Erich Siek und seinem unermüdlichen Forscherdrang zur Geschichte unseres Ortes!

 

 

Fotoquellen: Das Bild „Friedrich Ebert Platz“ stammt aus Archiv Kai Hildebrandt, der Platz der Republik und die Grafik vom Roland-Platz ist aus dem Archiv von Dr. Erich Siek.